RÖMER IN BERLIN - WEBSEITEN FAKEN |
EINE UNTERRICHTSEINHEIT FÜR EINE JAHRGANGSTUFE 6 |
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Intention der Unterrichtseinheit Webseiten zählen immer mehr zu bevorzugten Informationsquellen für den Unterricht. Relativ unkritisch werden Inhalte aufgegriffen und in eigenen Produkten (Vorträgen, Mappen, Ausstellungen, Plakaten, Präsentationen, Hausaufgaben, etc.) weiter verarbeitet. So verfuhr auch die klassenübergreifende Arbeitsgruppe, die sich sechs Wochen lang zum Thema "Römer" jeden Donnerstag getroffen hatte. Die unkritische Rezeption der Webinhalte gab den Anstoß für die Idee, selbst Internetseiten zu faken und ins Netz zu stellen, um zu zeigen, wie einfach man im Internet Falschinformationen präsentieren kann. Dafür standen zwei Tage à fünf Stunden zur Verfügung (ein Tag pro Woche). An einem weiteren (dritten) Tag war eine Präsentation der Arbeitsergebnisse vor allen 70 Schülern der 6. Klassen vorgesehen. Empfehlenswert ist es aber ein bis zwei Tage mehr Zeit für die Erarbeitung von Kriterien für "Wahrheit" bzw. Glaubwürdigkeit im Internet aufzuwenden; Gesten der Wahrheitsproduktion sollten genauer erforscht und diskutiert werden können.
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Die Lerngruppe 14 SchülerInnen aus drei Klassen der Jahrgangsstufe 6 sind mit diesem Projekt befasst. Es nehmen auch Kinder mit den Markierungen "behindert" und "nicht deutscher Herkunft" teil. In den Produkten von Medienprojekten werden die Beeinträchtigungen der Beteiligten oft nicht mehr sichtbar. Meist handelt es sich um Arbeiten, die im Team hergestellt werden, da helfen sich die Kinder gegenseitig, jeder bringt seine Kompetenzen ein. Außerdem können digitale Produkte nachbearbeitet, Arbeitsschritte wiederholt und korrigiert werden.
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Die Idee entsteht Nachdem Kurzreferate über das Thema "Römer" gehalten worden sind, die sich auf Internetquellen beziehen, stellt der Lehrer die Frage: "Glaubt ihr das alles, was ihr im Internet findet?" - "Wieso? Kann man sich darauf nicht verlassen?" antworteten die SchülerInnen. Nun wird über Kriterien der Glaubwürdigkeit gesprochen. Im weiteren Gespräch bringt der Lehrer die Idee ein, bewusst falsche Informationen ins Netz zu stellen, d.h. Internetseiten zu faken (
[link 01] fake= gewollte Falschmeldung). Die SchülerInnen reagieren darauf ambivalent: einerseits sind sie sehr kritisch und wollen auf keinen Fall lügen, andererseits haben sie große Lust darauf, dem Vorschlag zu folgen. Der Lehrende weist auf die Impressumspflicht hin und stellt klar, dass ihm die Verantwortung obliegt.
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Fakes produzieren Die Frage, der die SchülerInnen nachgehen sollen, ist: "Was sieht denn so aus, als ob es irgendwie von den Römern gemacht sein könnte?" Im weiteren Gespräch entstehen schnell viele Ideen: Auf dem Schulhof gibt es unterschiedlich alte Mauern, im Görlitzer Park unweit der Schule existieren die Ruinen einer alten Bahnunterführung. Manche Kinder wollen mit Geschichtsbüchern arbeiten, sich eng an den dort beschriebenen historischen Fakten anlehnen und diese verschieben und verändern. Abwechselnd verlassen die SchülerInnen mit der Digitalkamera den PC-Raum und kommen mit interessanten Fotos zurück.
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Reflexion Am Ende des ersten Projekttages werden alle entstandenen Webseiten ausgedruckt und an eine Wand geheftet. Die Arbeitsgruppe nimmt sich 15 Minuten Zeit, die Ergebnisse zu begutachten und über Unterschiede zwischen den verschiedenen Präsentationsmedien zu reflektieren: Die Bilder an der Wand verschaffen einen guten Überblick über alle entstandenen Arbeiten; auf die Webseiten muss man zwar erst klicken, kann aber non linear lesen, während das Buch eher ein lineares Lesen provoziert.
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Präsentation der Webseiten Am zweiten Projekttag, eine Woche später, geht die Arbeit weiter und muss fertig werden. Am Ende des Tages können einige nur angefangene Seiten nicht berücksichtigt werden. Die Webseiten werden in einen Unterordner der Schulhomepage hochgeladen und können kurz danach im Internet besichtigt werden. Schließlich werden Verabredungen für die Präsentation getroffen: Jeder soll kurz etwas zu seiner Seite sagen, während sie per Beamer präsentiert wird.
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Produktionsszenario In einem Computerraum stehen sieben Rechner sowie eine Digitalkamera und ein Scanner zur Verfügung. An einem PC ist das Programm
[link 02] Dreamweaver installiert, es handelt sich dabei um einen Webseiteneditor. Das ist die Zentrale, an die alle Dateien geliefert werden (Fotos, Disketten mit Texten). An den anderen Computern werden die Texte in Word geschrieben, Bilder begutachtet und minimal bearbeitet (zugeschnitten) oder Inhalte im Internet recherchiert. Das Fotografieren mit der Digitalkamera wird nicht erklärt. Die SchülerInnen finden es selbst heraus, sobald sie zu zweit oder zu dritt sind. Das gilt auch für den Umgang mit dem Scanner. Die Kinder dieser Arbeitsgruppe sind relativ unerfahren im Umgang mit digitaler Technik, deshalb hat der Lehrer Disketten an alle Schüler ausgegeben, auf denen Texte gespeichert werden sollen. Das erspart eine Einführung in die Arbeit in einem Computer-Netzwerk.
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Vorlagen und Spielräume Es wird mit einer
[link 03] Vorlage für das Webseitenlayout [ZIP | 12 KB] gearbeitet, da in der Kürze der Zeit kein eigenes Weblayout entstehen kann. Diese Vorlage besteht aus html-Seiten, wovon die index.html in
[link 04] Dreamweaver oder in anderen Editoren zur Webseitengestaltung geladen und dann bearbeitet werden kann. Nur die Farben können geändert werden, wovon die SchülerInnen regen Gebrauch machten. Das gewählte Layout schreibt sich in die Tradition von Projekten ein, die im Rahmen von
[link 05] www.mein-kiez.de entstanden sind: online dokumentierte Schulumfelderkundungen von Berliner SchülerInnen.
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Am Ende treffen sich alle 70 SchülerInnen der 6. Klassen in der Schulaula. Sie werden von 5 LehrerInnen begleitet, die behinderten Kinder haben BetreuerInnen. Alle Arbeitsgruppen präsentieren ihre Ergebnisse. Die entstandene Website wird riesengroß an die Aularückwand gebeamt, ein Mikrofon unterstützt die Kinder bei der Moderation. Das Sprechen in ein Mikrofon ist für sie eine besondere Herausforderung.
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Alle Anwesenden liefern kurze schriftliche Rückmeldungen zu dem Projekt.
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Äußerungen der SchülerInnen zu den Webseiten:
¬ | "Was ist das denn für eine peinliche Seite?" |
¬ | "Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn wir lügen." |
¬ | "Ist doch bloß ein Spaß" |
¬ | "Kann man nichts im Internet glauben?" |
¬ | "Du musst alles überprüfen!" |
¬ | "Darf man das überhaupt?" |
¬ | "Kriegt man da keine Anzeige?" |
¬ | "Manche merken das sofort." |
¬ | "Frau X. (Lehrerin) hat lange überlegt." |
¬ | "Das könnte man echt besser machen" |
¬ | "Und wenn du jetzt klickst, ist das im Internet?" |
¬ | "Wird das von Google gefunden?" |
¬ | "Hoffentlich liest das keiner vor einem Geschichtstest." |
¬ | "Wer sich auskennt, merkt das sofort." |
¬ | "Das müsste noch viel wissenschaftlicher aussehen." |
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Per Email von einer anderen Schule: liebe Schüler, ich finde diese Seite richtig happy! Aber etwas einfallsreicher könnte sie schon sein. Trotzdem vielen Dank für eure Mühe! Wir haben sie für ein Referat benutzt und eine fünf bekommen. Ist denn ein Fehler auf dieser Website? Wenn ja, wollte ich mich beschweren! Ich habe euch schon angeklagt, die Verhandlung läuft (erfolgreich!). Ich finde es komisch, dass ihr die Seite noch nicht gesperrt habt. Eure Yola
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AUSWEITUNG DER UNTERRICHTSEINHEIT |
Es ist denkbar, das Phänomen des Lügens und Verstellens oder Fakens im Medium Internet in einer Unterrichtsreihe zu untersuchen: das Faken beim Chatten, Mailen, in Foren etc. Wirken Fotos plausibler als Erfahrungsberichte oder Tabellen? Können Interviews mit Wissenschaftlern gefakt werden? Wie wirkt sich Sprache auf den Grad der Plausibilität aus? Was lässt sich leichter fälschen? Außerdem sollte ein Bezug zur zeitgenössischen Kunst hergestellt werden, man könnte dafür z.B. die Arbeiten der
[link 06] Atlas-Group nutzen.
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