Bernhard WehleVIDEOFILME ZUR MUSIK DER ROMANTIK (only available in gERman) |
Ziel der Unterrichtseinheit ist die Hinführung zum romantischen Liederzyklus, wobei hier unter Einbeziehung der neuen Medien mehr die Eigenaktivität und Kreativität der SchülerInnen im Vordergrund stehen und weniger die Vermittlung musikwissenschaftlicher und -historischer Inhalte. Diese sind zwar für das endgültige Verständnis der Romantik unablässig, ermöglichen aber den emotionalen Zugang nur teilweise. Neben dem Lerninhalt ”Kunstlied in der Romantik” berührt dieses Projekt ein ganzes Geflecht an nebengeordneten Lernzielen und Lernfeldern:
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Kunstlied: Stimmungen, Gefühle, Text, Textausdeutung, Form, Notation Die SchülerInnen erhalten einen Einblick in den Formen- und Ausdrucksreichtum des romantischen Kunstliedes. Das klavierbegleitete Sololied mit seinen musikalischen Mitteln zur Textausdeutung, die Rolle der Klavierbegleitung als Träger der Stimmungen und Gefühle in den Vor-, Zwischen- und Nachspielen werden für die Jugendlichen erfahrbar und fühlbar. Bei der Visualisierung der Hörerlebnisse arbeiten sie mit dem Text des Gedichtes und der Notation des Liedes. Auf diesen beiden schriftlichen Ebenen des romantischen Kunstwerkes kommt es in der mehrstündigen Unterrichtsfolge zu einer vertieften Beziehung zur Epoche der Romantik.
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Kreativität: Bilder erstellen, aussuchen, gruppieren Die SchülerInnen erstellen oder suchen nach Bildern, die die Stimmungen des Liedes und die Gefühle, die beim Hören der Lieder entstehen, widerspiegeln. Die Auswahl der bildnerischen Motive, die Art ihrer Zusammenstellung und die Positionierung im Ablauf des Liedes sind Ausdruck ihres Hörerlebnisses. Der Reiz in dem Projekt besteht darin, die Bildcollagen passend zu musikalischen Spannungsbögen, Höhepunkten, Ruhepunkten und formalen Strukturen zu postieren oder auch bildliche Kontraste und neue Sinnebenen zum Inhalt des Liedes herzustellen.
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Teamarbeit: kleine Gruppen, gegenseitige Hilfe Die Anzahl der Arbeitsplätze bestimmt die Gruppenstärke. Zwei SchülerInnen sind eine ideale Teamgröße. Wie bei jeder Gruppenarbeit in der Schule ist die Teambildung ein sehr spannender und hoch ”empfindlicher” Vorgang, der je nachdem harmonisch, manchmal aber auch konfliktreich verläuft. Für die Kreativprozesse ist eine kameradschaftliche Kooperation nicht nur in den Gruppen, sondern auch zwischen den Gruppen wichtig.
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Freiräume für Eigenaktivität: Bücherei, Fotoarbeiten In dieser Arbeitsphase verlassen die SchülerInnen den Computer- oder Klassenraum und suchen in der Bibliothek nach Motiven, fotografieren auf dem Schulgelände oder malen in einem anderen Raum Bilder. Ständige Kommunikation in und zwischen den Gruppen bringen neue Ideen und häufig Lösungen für (technische) Probleme.
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Wissenschaftliches Arbeiten: Dokumentation, Quellenangaben Bilder, die aus Büchern oder dem Internet entnommen und in der eigenen Collage verarbeitet werden, sollen mit Quellenangaben versehen werden. Somit entsteht eine Sensibilität für Autoren- und Urheberrechte, die nicht verletzt werden dürfen. In der Dokumentation beschreiben und erläutern die SchülerInnen die Arbeitsprozesse, ihre Ideen und Intentionen. Es können auch Schwierigkeiten in der Textausdeutung oder in technischen Bereichen geschildert werden.
[link 01] Arbeitsblatt Dokumentation [PDF | 93 KB]
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Umgang mit Sequenzer, Fotobearbeitung, Digitalkamera, Scanner, Netzwerk Die Erfahrung mit Sequenzertechnik ist bei Jugendlichen eher gering. Bei dem Sequenzerprogramm ”MAGIX music maker Schulversion 2004 /2005” können Bild und Ton eingefügt, verkürzt, verändert und variabel zueinander angeordnet werden. Das fertige Produkt kann, je nach Leistungsfähigkeit des Softwareprogramms, in verschiedene Filmformate exportiert werden, so dass sich zum Beispiel auch Freunde, die das Sequenzerprogramm nicht besitzen, am PC oder DVD-Player den fertigen Film ansehen können. Der Hinweis ”Das kennen wir schon” oder ”Ich habe zuhause ein besseres Softwareprogramm”ist selten zu hören, der MAGIX music maker bietet somit den Reiz des Neuen. Die Einarbeitung in solche Programme ist sowohl für Lehrer als auch Schüler sehr kurzfristig möglich. Digitale Fotografie und Bildbearbeitung sind dagegen weit verbreitet und werden mit der neuen Handygeneration, die gleichzeitig eine Fotokamera besitzt, immer selbstverständlicher. Die Mehrheit der Jugendlichen kennt Bildbearbeitungsprogramme von Microsoft Office und ist mit der Bildscannertechnik vertraut. Die Arbeit in großen Netzwerken wie dem einer Schule, sich dort zu bewegen und zu orientieren, zielgerichtet abzuspeichern, Dateien wieder zu finden, ist für viele SchülerInnen ungewohnt.
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Bild- und Filmgestaltung: Bildanordnung, Effekte, Texte Selbst gemalte Bilder können die SchülerInnen scannen oder fotografieren und in digitalisierter Form (JEPG-Format) in den MAGIX music maker integrieren. Auch selbst aufgenommene Fotografien importieren sie in den MAGIX music maker. Die Bildbearbeitung erfolgt vor dem Import meist in Microsoft PhotoDraw oder in anderen Programmen. Jedoch bietet auch die ”MAGIX music maker Schulversion” viele Methoden der Bildbearbeitung durch Einbeziehung von Effekten wie Spiegelungen, Verzerrungen und Vernebelungen. Bei dem Projekt hat es sich als günstig erwiesen, wenn man am Filmanfang die Titel der Kunstlieder und am Ende die Namen der jungen KünstlerInnen einfügt.
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Psychologie: Polaritätsprofile, Hörverhalten Mit dem Polaritätsprofil lernen die SchülerInnen ein Messinstrument der Psychologie kennen, das das Hörverhalten einer Person oder Gruppe (Abneigung, Zustimmung, Begeisterung) zu bestimmter Musik erkennen lässt. Interessant ist die Frage, ob es zu einer Veränderung im Hörverhalten nach dem Projekt kommt. Meist entsteht eine positive Veränderung in der Akzeptanz der ungewohnten Musik. Man sollte jedoch die SchülerInnen darauf aufmerksam machen, dass die Messergebnisse von vielen unvorhersehbaren Variablen (Frustration, Belastung, augenblickliche Stimmung) abhängig sind. Weitere Informationen finden sich auf dem
[link 02] Arbeitsblatt Polaritätsprofil [PDF | 106 KB] und dessen Quellenangaben. Es empfiehlt sich, die Befragung für die Polaritätsprofile in der ersten und letzten Stunde durchzuführen. Ob sie anonym oder namentlich erfolgt, können Lehrer und Schüler gemeinsam festlegen. Änderungen im Hörverhalten zu romantischer Musik vor und nach dem Projekt kann man folgender Statistik entnehmen, die beim Unterrichtsversuch erstellt wurde.
[link 03] Statistik Hörverhalten: Die Zahlen -90 (linke Seite) und +90 (rechte Seite) stellen die extremen Empfindungen im Hörverhalten dar und ergeben sich aus der Anzahl der SchülerInnen (30), die bei der Auswertung anwesend waren, und der Wertigkeit -3 und +3 für die Intensität der Empfindungen.
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Kritikfähigkeit: Präsentation, Schülerbewertung, Evaluation Am Ende des Unterrichtsprojekts steht die Präsentation in der Klasse oder auch in der Schulgemeinschaft. Diskussionen im Klassenverband und gegenseitige Bewertungen in mündlicher oder schriftlicher Form ermuntern zur Eigenkritik und differenzierter Beurteilung anderer Produktionen. Einen Vorschlag für Bewertungsmöglichkeiten findet man auf dem
[link 04] Arbeitsblatt Schülerbewertung [PDF | 127 KB]. Bei der Schülerbewertung im Rahmen des Schulversuchs wurde als Bewertung auf die Noten 1 bis 6 zurückgegriffen. Denkbar sind ebenso Punkte oder andere Methoden. Die Schülerarbeit 03 ”Allnächtlich im Träume” hat bei der Schülerbewertung die höchste Wertung erreicht. Solche Einschätzungen können die Arbeitsziele zukünftiger Unterrichtsprojekte beeinflussen. Vielleicht sollte man die Kunstlieder dann einmal in das persönliche Schülerumfeld verlegen. Die Evaluation am Ende des Projekts - ganz gleich, ob man sie anonym oder mit Namenszeichnung durchführt - spiegelt die meist sehr ehrliche Einschätzung der SchülerInnen gegenüber dem Projekt ”Visualisierung von Hörerlebnissen” in Zahlen wider. Siehe
[link 05] Arbeitsblatt Evaluation [PDF |141 KB].
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Fächerübergreifender Unterricht mit Deutsch und Kunst Fächerübergreifende Zusammenarbeit mit Deutsch (z.B. Textanalyse) und mit Kunst (eigene Bilder, Fotobearbeitung) ist sehr zu empfehlen und erstrebenswert. Manchmal birgt die Zusammenarbeit mit anderen Fächern auch das Risiko des Scheiterns, da alle Fachbereiche der Schule in zeitlichen Nöten und von fachinternen Zwängen (Schulaufgaben, Studientage, Konzerte, andere Projekte) begleitet werden. Deshalb wurde in diesem beschriebenen Projekt auf eine Kooperation verzichtet.
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