Niels KnolleStrawinskys "Le Sacre" Crossover HipHop |
Strawinskys "Le Sacre" mit Samples neu arrangieren |
| Strawinskys "Le Sacre" mit Samples neu arrangieren
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Im Mittelpunkt der Unterrichtseinheit steht die analytische und zugleich musikpraktische Auseinandersetzung mit Collageverfahren in der modernen Musik des 20. Jahrhunderts, angewendet auf die Komposition „Sacre du Printemps” von Igor Strawinsky. Indem die SchülerInnen auf experimentelle Weise die vorbereiteten Audiosamples mit einzelnen Takten bzw. Taktgruppen des „Sacre” durch Verschieben mit der Maus auf einer Zeitleiste in einen neuen musikalischen Zusammenhang bringen, eignen sie sich idiomatische Erfahrungen mit den rhythmischen Strukturen des „Sacre”an und entwickeln ihre kreativen Fähigkeiten im produktiven Umgang mit dem musikalischen Material.
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Zeitbedarf und Rahmenbedingungen Die Unterrichtseinheit wendet sich an SchülerInnen der neunten und zehnten Klassen, die über Basiserfahrungen in der produktiven Bearbeitung von Audio-Material mit Softwaresequenzern verfügen. Da im Mittelpunkt des Unterrichts das kreative Gestalten von Rhythmusüberlagerungen auf der Basis von Samples aus dem „Sacre du Printemps” steht, ist es nicht notwendig, dass die SchülerInnen die (komplexe) Partitur des Werks lesen können, wenngleich einfache Notenkenntnisse das Verfolgen der Taktausschnitte zu den Samples natürlich erleichtern. Im Blick auf die benötigte Zeit für das Hoch- und Herunterfahren der Computer, das Laden der Programme und das Speichern der Arbeitsergebnisse sollten Doppelstunden zur Verfügung stehen. Insgesamt umfasst die Unterrichtseinheit drei bis vier Doppelstunden bzw. einen Projekttag. Die minimale Ausstattung sollte beinhalten: Einen Computer mit interner Soundkarte und Anschluss für externe Klangwiedergabe über eine Audio-Anlage, Tastenfeld und kabellose Maus, Fernsehgerät oder großer Monitor. Software: Word, Powerpoint, Cubasis VST 4 Education oder vergleichbarer Sequenzer Eine optimale mulitmediale Ausstattung wäre: Ein Computer am Lehrertisch mit interner Soundkarte, Anschluss für externe Klangwiedergabe über eine Audio-Anlage, internem CD-Brenner, Tastenfeld und kabellose Maus, Beamer, je ein Computer für jeweils drei oder vier SchülerInnen (Gruppenarbeit) mit interner Soundkarte, internem CD-Brenner, zwei Lautsprecher, Kopfhörerausgang mit Verteilbox für vier Kopfhörer, vier Kopfhörer, Monitor. Software: Word, Powerpoint, Cubasis VST 4 Education oder vergleichbarer Sequenzer
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Zum Thema: Musik des 20. Jahrhunderts |
Musik der Avantgarde und Musikunterricht Die moderne Musik des 20. Jahrhunderts, vielfach auch als Neue Musik oder Avantgarde bezeichnet, wird in der breiten kulturellen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. In den Medien wird sie, wenn überhaupt, in den Nachtmagazinen gesendet und in Konzerten wird sie allenfalls eingebettet in die klassischen Erfolgsstücke des 18. und 19. Jahrhunderts gespielt. Für zeitgenössische Kunstmusik interessiert sich lediglich ein Prozent der Bevölkerung. Offenkundig vertragen sich die intellektuellen und klanglichen Anstrengungen, die mit ihrem Hören verbunden sind, nicht mit den Bedürfnissen der Musikliebhaber nach harmonischer Anmutung und struktureller Geborgenheit. Zudem haben sich die Entwicklungslinien der modernen Musik in vielfältiger Weise differenziert, so dass sehr unterschiedliche kompositorische und ästhetische Orientierungen nebeneinander existieren, über die einen Überblick aus eigener Hörerfahrung bzw. analytischer Durchdringung zu gewinnen, zunehmend schwieriger geworden ist. Hinzu kommt, dass der mit ihr verbundene Anspruch, aufgrund ihrer kompositorischen Entwicklung den musikalischen Fortschritt zu verkörpern, in den vergangenen 20 Jahren zunehmend von Jazz und Populärer Musik geltend gemacht wird. Es erscheint daher sinnvoll, von moderner Kunstmusik zu sprechen und Begriffe, die einen normativen oder exklusiven Anspruch in sich tragen, im Unterricht zu vermeiden.
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Igor Strawinskys Komposition: "Le Sacre du Printemps" „Le Sacre”, 1913 komponiert, ist das dritte Werk, das Strawinsky nach den Balletten „Feuervogel” (1910) und „Petruschka” (1911) in Paris zur Uraufführung gebracht hat. Alle drei Werke markieren mit ihrer neuartigen Tonsprache den Aufbruch in die musikalische Moderne, wenngleich sie in der Rückschau von heute längst selbst zu Klassikern geworden sind. Insbesondere das „Le Sacre” mit seiner von Takt zu Takt variierenden Rhythmik, seiner modalen, an russische Volksmelodien anknüpfenden Harmonik, der kleingliedrigen, von Wiederholungen geprägten Melodik und seinen harten, Collagetechniken vorwegnehmenden Übergängen hat auf die Zeitgenossen eine schockartige Wirkung ausgeübt, die zu einem grandiosen Tumult bei der Uraufführung führte und bis heute den Zuhörer zu faszinieren vermag.
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Die Verarbeitung von Musikmaterialien im HipHop Die zentralen Musikinstrumente im HipHop beim Live-Musikmachen sind die zwei Plattenspieler und ein spezielles Mischpult. Bei der alternativen Studioproduktion wird zusätzlich ein MIDI-Production-Center (MPC) verwendet. Ob auf der Bühne oder im Studio: immer geht es darum, eine Collage aus kurzen Musikzitaten und Geräuschen improvisatorisch zu komponieren. Diese musikalische Konstruktion von Zitatverknüpfungen - sei es live mit zwei Turntables oder computergestützt mit Soundsamplern bzw. Softwaresequenzern - stellt das stilbildende Merkmal dieser Musik dar. Die collagierten Zitate verweisen zum einen auf die Ursprungswerke, ihre jeweiligen kulturellen Kontexte und ihre eigentlichen Adressaten. Zum anderen erzeugen die Zitate in ihrer harmonischen, rhythmischen (und ggf. stilistischen) Heterogenität einen eigenen Werkzusammenhang mit einer andersartigen ästhetischen Ganzheit. Die Spannung zwischen den Zitaten bereits vorhandener Musik(-fragmente) und ihrer Verarbeitung zu einem neuen musikalischen Zusammenhang macht beim bewussten Hören den eigentümlichen Reiz dieser Musik aus.
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| DJ Acetronaut am MIDI-Produktions-Center
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Die Inanspruchnahme fremden geistigen Eigentums hat im HipHop zugleich eine kulturpolitische Bedeutung im Sinne eines bewussten Infragestellens des persönlichen Besitzanspruches auf Licks, Grooves, Styles oder musikalisch-technische Verfahren, insbesondere wendet es sich gegen die Copyrightansprüche der Schallplattenfirmen (vgl.
[link 03] Essays über das Thema). Die Anerkennung als eigenständige kreative Leistung jedoch begründet sich erst aus der Auswahl der Zitate, ihrer rhythmischen und melodischen Verarbeitung zu Loops und ihrer Verknüpfung und Überlagerung zu größeren musikalischen Zusammenhängen. "Musik aufzunehmen und sie einfach wiederzugeben, das kann jeder. Das macht keinen Musiker aus. Den Musiker macht aus, zumindest in meinem Bereich, Sachen zu verändern oder halt auch auseinanderzuschnipseln",
[link 04] DJ Acetronaut [PDF |104 KB].
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| Sacre Samples bei der Montage
[link 05] "Sacre-Zitate" bzw. Samples zum Anhören als MP3, gezippt [ZIP| 669 KB] |
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Aufgaben des Unterrichts Die Distanz oder gar Ablehnung, mit der das Konzertpublikum der Kunstmusik des 20. Jahrhunderts begegnet, korrespondiert mit den Problemen des Musikunterrichts, diese Musik für SchülerInnen sinnlich und sinnhaft zugänglich zu machen. Denn aus der Perspektive der SchülerInnen ist „Moderne Musik” identisch mit „Populärer Musik”. Aber auch für viele Lehrkräfte stellt diese Musik eine kulturelle Herausforderung dar, die Analyse ihrer Faktur und mehr noch ihre praktische Darstellung am Instrument im Unterricht geraten schnell zur Überforderung. Die unvorbereitete Konfrontation mit dem Fremden, Unvertrauten provoziert Unverständnis oder gar Ablehnung. In der Umkehrung dieser Erfahrung stellt sich für den Musikunterricht die Aufgabe, den SchülerInnen über die eigentätige Gestaltung musikalischen Materials praktische Zugänge zur Modernen Musik zu eröffnen. Indem die SchülerInnen das „fremde”, „spröde” Musikmaterial im Zuge der musikalischen Gestaltung mit „ihren eigenen Sinnen berühren” und die gewonnenen Erfahrungen analytisch an der Musik aufarbeiten, gelangen sie zu einem eigenen Verständnis ihrer Faktur und Wirkung und entwickeln so eine Basis für deren Akzeptanz. Toleranz ist umgekehrt auch von der Lehrkraft gefordert, denn es macht pädagogisch keinen Sinn, die etwaigen Vorurteile der SchülerInnen gegenüber Werken der Modernen Musik als unzutreffend zu widerlegen, vielmehr kommt es darauf an, den SchülerInnen darin behilflich zu sein, neue eigene ästhetische und funktionale Erfahrungen im Umgang mit diesen Werken zu machen und dadurch ggf. ihre vorgeprägten Urteile zu überprüfen und zu relativieren.
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Unterrichtsansatz Das Konzept dieser Unterrichtseinheit basiert auf dem kompositorisch begründeten, zugleich aber pädagogisch orientierten Ansatz von Maurizio Kagel, mit Hilfe der künstlerischen Verfremdung des Klangmaterials und damit der Irritation der mit diesem Material verbundenen Vorurteile zu einem neuen, aktuellen Verständnis zu gelangen. Kagel hat diese Arbeitsweise in seiner Komposition „Ludwig van” 1970 exemplarisch realisiert und in einem Interview mit Karl Faust erläutert:
[link 06] Kagel & Beethoven [PDF| 124 KB] Sein Ansatz lässt sich in besonderer Weise auf die collageartige Faktur des „Le Sacre” im Crossover mit den zitatbasierten Produktionsverfahren des HipHop anwenden: Die SchülerInnen montieren eine Reihe von Zitaten aus dem „Sacre” horizontal (im zeitlichen Verlauf) und vertikal (als klangliche Überlagerung) zu einer neuen, eigenen Version aus dem Ausgangsmaterial. Diese kompositorischen Prozesse in den einzelnen Arbeitsgruppen und ihre musikalischen Ergebnisse werden anschließend zu Bezugspunkten für die Bearbeitung vielfältiger ästhetischer, kompositionstechnischer, kulturvergleichender und wirkungspsychologischer Fragestellungen genommen.
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Arbeitsfragen
¬ | Kontexte. Welchen funktionalen Stellenwert haben die zitierten Takte im Zusammenhang des gesamten „Sacre”? |
¬ | Künstler oder Techniker. Stellt das Montieren von Klangmaterial am Mischpult bzw. in den Spuren des Sequenzers eine kreative musikalische Tätigkeit dar oder lediglich das Handwerk eines Tontechnikers? |
¬ | Kompositionsbegriff. Handelt es sich bei den Arbeitsergebnissen lediglich um eine Interpretation des Materials von Strawinsky oder um eine neue eigenständige Komposition? |
¬ | Verfremdungseffekt. Wird durch das Collagieren der Zitate und ihre damit einhergehende Verfremdung das ursprüngliche Werk („Le Sacre”) in unerhörter Weise zu einem neuen Objekt musikalischen Interesses? Was würde Strawinsky zu diesem Vorgehen sagen? vgl.
[link 07] Bertholt Brecht zum Traditionsverständnis [JPG | 25 KB] |
¬ | Kulturvergleich. Lassen sich auch im „Sacre” die für den HipHop typischen kurzgliedrigen Wiederholungen (Loops), rhythmischen Melodiegruppen (Riffs), harten Schnitte (Cuts) etc. finden? Wie „neuartig” wäre dann das „Sacre”, wie „konventionell” wäre dann das Kompositionsverfahren des HipHop? |
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Vorbereitungen durch die Lehrkraft |
| Sacre Material Start
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| | Verschieben des Materials in die Timeline
[link 09] Abbildung vergrößern |
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| | Der Sample wird auf eine andere Spur gezogen
[link 10] Abbildung vergrößern |
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1. Vertrautmachen mit dem Produktionsansatz Stellen Sie sicher, dass die Soundkarte Ihres Rechners aktiviert ist und ihre Ausgänge mit zwei Lautsprechern verbunden sind. Die Arbeitsoberfläche des Sequenzer-Tools ist horizontal strukturiert als Zeitleiste und vertikal als Materialsammlung (Bibliothek). Auf ihr können „Sacre”-Zitate montiert werden. Klicken Sie nun mit der Maus doppelt auf den farbigen Balken eines der Zitate bzw. Samples in der Bibliothek und hören Sie sich dessen Klangmaterial an. Nachdem Sie auf diese Weise alle Zitate bzw. Arbeitsmaterialien kennengelernt haben, verschieben Sie mit der Maus ein Ihnen interessant erscheinendes Zitat auf die oberste Spur und ein zweites Zitat darunter auf die Spur 2. Hören Sie sich durch Klicken mit der Maus auf die Schaltfläche PLAY die beiden Zitate im zeitlichen Zusammenklang an. Bei Bedarf können Sie eines der Zitate horizontal mit der Maus verschieben, um z.B. eine andere rhythmische Wirkung zu erzielen, Sie können auch das Zitat wieder entfernen und ein anderes Zitat einsetzen, das dem Hören nach besser geeignet sein könnte. Experimentieren Sie mit den Zitaten, Ihren Hörerwartungen und den sich einstellenden Aha-Erlebnissen!
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2. Arbeitsplätze einrichten Für die Unterrichtseinheit benötigen Sie pro Arbeitsgruppe einen
[link 11] Multimedia-Rechner und je nach Vorkenntnissen der SchülerInnen eine Partitur des „Sacre”. Auf dem Rechner muss ein Sequenzer-Programm (
[link 12] Cubase bzw. der Freeware
[link 13] Cubasis Education oder
[link 14] Logic oder auch
[link 15] Music Maker) installiert sein.
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3. Bereitstellen der Samples mit den Zitaten Grundsätzlich stehen Ihnen für die Bereitstellung der Arbeitsmaterialien drei Wege offen: ¬ | a) Sie arbeiten im Plenum mit den Materialien, wie in Absatz 1 beschrieben. |
¬ | b) Sie laden die aufgeführten Samples
[link 16] [MP3, gezippt | 669 KB] sowie den Arbeitssong "Sacre-Collage" auf Ihren Rechner herunter, kopieren die Wave-Dateien und den Song in einen speziellen Ordner auf die Arbeitsgruppen-Rechner, damit die SchülerInnen mit diesen Materialien offline in Teams arbeiten können. Hierauf bezieht sich die Darstellung der weiteren Arbeitsschritte. |
¬ | c) Sie können aber auch die SchülerInnen aus einer CD mit einer Aufnahme des "Le Sacre" selbst die benötigten Samples als Wave-Dateien aufnehmen lassen als Material für Erarbeitung ihrer Collage in Gruppenarbeit. Der Zeitbedarf für die Unterrichtseinheit wächst dadurch aber erheblich. |
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4. Einrichten des Arbeitssongs "Sacre-Collage" auf den Arbeitsgruppen-Rechnern Starten Sie das Sequenzer-Programm (alle Erläuterungen beziehen sich im Folgenden auf das Programm "Cubasis") und öffnen Sie den von Ihnen vorbereiteten bzw. herunter geladenen Arbeitssong "Sacre-Collage". Stellen Sie sicher, dass die Samples mit den Zitaten wie vorgesehen geladen sind und die Spuren über Lautsprecher bzw. Kopfhörer abgehört werden können.
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Vertrautmachen mit der Sequenzer-Software „Cubasis” |
5. Auswahl der für die Collage benötigten Zitate aus dem Sacre Die SchülerInnen starten das Sequenzer-Programm „Cubasis Education” und öffnen den vorbereiteten Arbeitssong. Damit sie beim Anhören der Zitate aus dem Sacre jeweils nur die angeklickte Spur hören, aktivieren sie den Schalter für SOLO-Hören. Die SchülerInnen hören sich die Zitate auf ihre funktionalen und klanglichen Merkmale (Dauer, Lautstärke, Klangfarbe etc.) sorgfältig durch und legen sich Zettel mit entsprechenden Notizen zu jedem Zitat an.
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6. Vorläufige Auswahl der für die Collage zu verwendenden Zitate Die SchülerInnen klären in ihren Arbeitsgruppen, welche der Samples sie für die zu erarbeitende Collage verwenden wollen. Hinweise für die Arbeit mit einem Sequenzer-Programm: ¬ | Jedes Sample läst sich beliebig oft einsetzen, indem es an die vorgesehenen Positionen kopiert wird. |
¬ | Die Samples können im Wave-Editor des Programms am Anfang und Ende beschnitten werden, so dass nur ein Ausschnitt aus dem Sample hörbar ist. |
¬ | Die Samples können im Wave-Editor hinschtlich ihrer Lautstärke bearbeitet sowie mit Ein- und Ausblenden ("Faden") versehen werden durch Editieren der Lautstärke-Hüllkurve. |
¬ | Die Samples können im Wave-Editor im Panorama-Spektrum nach links oder rechts verschoben werden. |
¬ | Die Samples können mit Klangeffekten wie Hall oder Echo versehen werden etc. |
¬ | Und nicht zuletzt: Es muss nicht jedes Sample verwendet werden - weniger ist manchmal auch mehr! |
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Entwickeln eines vorläufigen Kompositionskonzepts |
7. Vorüberlegungen Nun gilt es, in der Arbeitsgruppe ein Konzept für die Collage (klangästhetische Ziele, Struktur und Ablauf, Zuordnung der Zitate, etc.) zu entwickeln, das die weitere Arbeit anleitet, aber zwischendurch auch noch überarbeitet werden kann. Soll die Collage eine Steigerung aufweisen von eher ruhigen, hin zu tempo- und lautstärkebetonten Abschnitten? Soll ein klanglich farbiger, eher meditativ anmutender „Mittelsatz”entstehen oder eine rhythmisch akzentuierte Klanglandschaft? Denkbar wäre auch ein Instrumental-Hiphop, in dem möglichst kontrastreiche Materialien (Tonart, Lautstärke, Dichte etc.) einander überlagern.
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8. Notieren eines Rahmenkonzepts Damit die SchülerInnen den Überblick über Verlauf und Zuordnung der Materialien nicht verlieren, bietet es sich an, auf einem größeren Konzeptpapier in Anlehnung an die Oberfläche der Songstruktur von „CUBASIS”die Zitatmaterialien in Form von farbigen Balken auf einer Zeitleiste den jeweiligen Spuren zuzuordnen.
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Vertikales und horizontales Montieren der Samples bei „Cubasis” |
9. Positionieren der Klangmaterialien für die Collage Mit der Maus lassen sich nun bei gedrückter STRG-Taste die Zitate (also die als Balken dargestellten „Parts”) von den Spuren mit den Materialien auf die vier Spuren auf der Zeitachse kopieren und dort nach Bedarf millisekundengenau verschieben. Das Ergebnis dieser Montagen können die SchülerInnen sofort über die Lautsprecher des Rechners anhören, indem sie die Wiedergabe des Programms starten. Je nach Ausstattung der Soundkarte können die Zitate auf den vier Spuren zeitlich überlappend angeordnet werden, so dass sich sehr subtile oder auch aggressive Überlagerungen erzielen lassen.
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10. Nachbearbeitung in Sequenzerprogrammen Auch in den einfacher gehaltenen Versionen der gängigen Sequenzerprogramme lassen sich bei Bedarf für die einzelnen Audio-Dateien die Wiedergabelautstärke, die Verteilung im Stereo-Horizont sowie der Zusatz von Hall editieren. Den SchülerInnen stehen damit weitere musikalische Werkzeuge der klanglichen Aufbereitung ihrer Collage zur Verfügung - zugleich kann diese Phase der Nachbearbeitung auch Anlass sein, die produktive Verwendung der analogen Studiotechnologie bei dem Komponisten Kagel (vgl.
[link 17] Interview mit Mauricio Kagel [PDF | 124 KB]) und der digitalen Technologie des sog. Virtuellen Tonstudios bei der Produktion von Rock- und Popmusik zu untersuchen und auf ihre musikalisch-ästhetischen Auswirkungen hin zu diskutieren.
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Fertigstellung der Produktionen |
So sehr auch allein schon der Prozess des musikalischen Gestaltens und die dabei in den Arbeitsgruppen entstehenden Diskussionen ihren musikpädagogischen Wert in sich haben, für die SchülerInnen ergibt sich ein wesentliches Moment ihrer Motivation aus dem Wissen um ihren persönlichen Anteil an dem produktiven Ergebnis der gemeinsamen Arbeit. Den vorläufigen Abschluss der Produktion bildet daher das Kopieren der fertigen Collage entweder auf eine selbstgebrannte CD mit einem informativen Cover (vielleicht entstanden im Kunstunterricht), die die SchülerInnen mit nach Hause nehmen, die aber auch in den Bestand der Schulbibliothek eingehen könnte.
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Musikaufnahme: Igor Strawinsky: Le sacre du printemps. - Israel Philharmonic Orchestra. Leonard Bernstein. Deutsche Grammophon / Polydor. 1983. CD Stereo 410 508-2
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Partitur: Igor Strawinsky: Le sacre du printemps. - London: Boosey & Hawkes.
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Liste der aus dem Sacre entnommenen Zitate bzw. Samples
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1. TEIL: L'Adoration de la Terre / Die Anbetung der Erde |
Part
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Tempobezeichnung
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Ziffer
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Zitatstelle
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Sample
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Introduction |
Lento - Piu mosso - Tempo 1 |
- |
- |
- |
Les augures printaniers. Danses des adolescentes
Vorboten des Frühlings. Tanz der jungen Mädchen
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Tempo giusto |
13 |
> Takte 1 - 8
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13.1-8
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14 |
> Takte 1 - 4
|
14.1-4
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21/22 |
> Takte 11 - 12 / 1 - 3
|
22.1-3
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27 |
> Takte 1 - 7
|
27.1-7
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Jeu du rapt
Spiel der Entführung
|
- |
Presto |
- |
-
|
Rondes printanieres
Frühlingsreigen
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Tranquillo - Sostenuto e pesante - Vivo - Tranquillo |
49 |
> Takte 1 - 2
|
49.1-2
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Jeux des cites rivales
Spiele der feindlichen Stämme
|
Molto allegro |
58 |
> Takte 7 - 9
|
58.7-9
|
62 |
> Takte 1 - 5
|
62.1-5
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Cortege du Sage
Prozession des weisen Alten
|
Molto allegro |
- |
- |
-
|
Adoration de la terre (Le Sage)
Anbetung der Erde (Der weise Alte)
|
Lento |
71 |
> Takte 2 - 5
|
71.2-5
|
> Takt 6
|
71.6
|
Danse de la terre
Tanz der Erde
|
Prestissimo |
|
|
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2. TEIL: Le Sacrifice / Das Opfer |
Introduction |
Largo |
79 |
> Takte 1 - 2
|
79.1-2
|
87 |
> Takt 1
|
87.1
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Cercles mysterieux des adolescentes
Geheimnisvolle Kreise der jungen Mädchen
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Andante con molto - Piu mosso - Tempo 1 |
103 |
> Takte 1 - 2
|
103.1-2
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Glorification de l'Elue
Verherrlichung der Auserwählten
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Vivo |
105 |
> Takte 1 - 3
|
105.1-3
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Evocation des ancetres
Anrufung der Ahnen
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- |
122 |
> Takte 4 - 5
|
122.4-5
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123 |
> Takte 2 - 6
|
123.2-6
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Action rituelle des ancetres
Weihevolle Handlung der Ahnen
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Lento |
141 |
> Takte 3 - 4
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141.3-4
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Danse sacrale (L'Elue)
Opfertanz (Die Auserwählte)
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Achtel = 126 |
162 |
> Takte 1- 7
|
162.1-7
|
163 |
> Takte 1 - 4
|
163.1-4
|
180 |
> Takte 2 - 7
|
180.2-7
|
193 /194 |
> Takte 1 - 6 / 1 - 5
|
193.1-6
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Literatur KNOLLE, Niels; MÜNCH, Thomas: Zurück in die Zukunft. Turntablism und Sampling im HipHop als Anregung für den Musikunterricht. - In: Musik & Unterricht 4 (1999), S. 36-42. KNOLLE, Niels: Beethoven Crossover HipHop - computergestützte Collagen mit Beethoven-Zitaten. - In: Musik in der Schule. 2 (2001) S. 39-47. BÄRNTHALER, Thomas: Two Turntables and a Microphone: Widerständigkeit und Subversivität in der Hip-Hop-Kultur:
[link 18] http://www.lrz-muenchen.de/~uf121as/www/jive.html JERRENTRUP, Ansgar : DJs als Musiker - Überlegungen zu einem neuen Umgang mit Musik. In: Niels KNOLLE (Hrsg.): Kultureller Wandel und Musikpädagogik. Essen: Blaue Eule 2000. S. 51-87.
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